Für unsere Zukunft ist es wichtig, dass Unternehmen Soziale Verantwortung und nachhaltiges wirtschaften als Grundpfeiler für jedes Business Konzept verwirklichen. Um erfolgreiche Unternehmen, welche diese Prinzipien verfolgen näher kennenzulernen, führen wir die Green Business Interviews – denn nur mit dem gesammelten Erfahrungsschatz, können wir uns zusammen weiterentwickeln und alle davon profitieren.
Auch das Unternehmen my Boo ist bereits Teil der Green Business Interview Serie und wir freuen uns sehr, dass wir in diesem Beitrag einen Einblick in den Prozess eines Schulbaus in Ghana durch sie haben dürfen.
Soziale Verantwortung zu übernehmen und etwas positives für Menschen zu verwirklichen, ist etwas, was in Zukunft noch einfacher möglich sein sollte, weswegen Erfahrungswerte von anderen das ist, was zählt.
Deswegen findest Du hier einen Erfahrungsbericht, wie es denn genau dazu kommt, abläuft und funktioniert, ein Schulprojekt zu realisieren. Wir hoffen auch du findest das so spannend wie wir und freuen uns, wenn es dazu beiträgt Inspiration & Wissen zu diesem Thema zu verbreiten.
Viel Spaß beim Lesen!
Warum eine Schule & Warum in Ghana?
Immer mehr Unternehmen wird es wichtig, nicht nur wirtschaftliche Erfolge zu erzielen, sondern diese mit Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung zu verknüpfen. So ging es auch Maximilian Schay und Jonas Stolzke von my Boo welche 2016 beschlossen ein Schulbau-Projekt in Ghana zu realisieren.
Durch Zusammenarbeit mit ihrem ghanaischen Partner für ihr Unternehmen und der damit einhergehenden Auseinandersetzung mit dem Bildungssystems Ghanas, entwickelte sich der Wunsch sich vor Ort zu engagieren. Die Kieler Jungs haben sich bereits in Anfangszeiten von my Boo ein Bild von der Situation vor Ort machen können: Schlechte Bedingungen für Lehrer, eine unzureichende Ausbildung und Bezahlung, keine Unterrichtsmaterialien vor Ort und Eltern, die ihren Kindern oftmals nicht einmal das Notwendigste an Materialien finanzieren können.
Schulbildung ist in Ghana ein Privileg, welches viele Eltern nicht bezahlen können. 40% der ghanaischen Bevölkerung aus ländlichen Gegenden haben keine Schule besucht (Quelle: Regional Analytical Report).
Dabei benötigt Ghana dringend eine Generation, die es mit Hilfe von Bildung schafft, einen Fortschritt im Land herbeizuführen.
Kwabena Danso, der Leiter von my Boo’s Partnerprojekt, glaubt fest daran, dass eine Veränderung des ghanaischen Lehrplans notwendig ist. Anstatt die Schüler*innen bloß auf Tests vorzubereiten, sei es wichtiger ihnen beizubringen, Dinge zu hinterfragen und zu erforschen. Die Vision von Kwabena Denso langfristig eine bessere Bildungschance in der abgelegenen Ashanti Region zu ermöglichen, beeindruckte Maximilian und Jonas.

Die gemeinsame Vision sich zusammen für die Schulbildung der Kinder vor Ort einzusetzen und Kwabena’s Engagement, führte zur Entscheidung ihn als Partner von my Boo auszuwählen und ein Großteil der Wertschöpfungskette nach Ghana zu verlagern. Um ihren ursprünglichen Wunsch, konkretes soziales Engagement in Ghana zu realisieren, entschlossen sich die Kieler deshalb gemeinsam mit dem Yonso Project eine Schule zu bauen.
Wie kann man solch ein Projekt planen, finanzieren und durchführen?
Ein ausschlaggebender Aspekt war die gemeinsame Vision der Kieler und ihrem Geschäftspartner Kwabena. Es ist von großem Vorteil stets einen Ansprechpartner vor Ort zu haben, der sich mit den ghanaischen Strukturen auskennt und dort ein großes Netzwerk pflegt.
Insofern bestand die Aufgabenteilung darin, dass Maximilian und Jonas hauptsächlich in die Finanzierung des Schulbaus involviert waren und Kwabena für den Bau der Schule.
Der Schulbau selbst ist mit Beginn der Gründung von my Boo organisch gewachsen.
Angefangen hat es mit der Vergabe von Schulstipendien, die pro verkauftes Fahrrad finanziert wurden. Nach einiger Zeit hat sich dies in einen eigenen kleinen Fond weiterentwickelt, um eine gezieltere langfristige Förderung der Schulkinder zu ermöglichen. Daraus ist dann schließlich das Projekt einer eigenen Schule entstanden. Diese wurde ebenfalls zu Anfangs ausschließlich durch den Verkauf der Bambusrahmen finanziert.
Da aber auch in Ghana ein Schulbau einiges an Geld kostet (insgesamt sind Kosten um die 200.000€ angefallen), haben die Gründer my Boo’s ihr Netzwerk genutzt, um gezielt Spenden für den Schulbau zu sammeln. Damit konstant weitere Spenden akquiriert werden können, gründeten sie 2019 den my Boo Ghana School e.V..

Zusätzlich zur finanziellen Unterstützung stellte Maximilian den Kontakt zwischen der Yonso Project Modell School und der Gemeinschaftsschule Nortorf aus Schleswig-Holstein her. Ziel ist, dass die Vertreter aus Nortorf Kwabena unterstützen einen Lehrplan zu erarbeiten und die ghanaischen Lehrer*innen auf ihre Aufgaben vorzubereiten.
Mittlerweile sind die beiden Schulen Partnerschulen und stehen im engen Austausch.
Schlussendlich hat sich das Projekt über 3 Jahre gestreckt. Insgesamt hat es somit länger gedauert als anfangs erwartet, was sich hauptsächlich durch die in Ghana bedingten Strukturen, wie schlecht ausgebaute Straßen etc. begründen lässt.
Während der gemeinsamen Umsetzung des Schulbaus haben beide Partner viel über die unterschiedlichen Mentalitäten gelernt. Dies war letztendlich ein sehr wichtiger Prozess, um diese Unterschiede zu kennen und zu lernen mit ihnen umzugehen. Die Geschäftsbeziehung auf Augenhöhe und eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Ghana und Deutschland wurde damit langfristig gestärkt.
Der Impact von Green/Social Businesses
Es ist nicht immer leicht gewesen Entscheidungen zu treffen, die konventionelle Unternehmen anders fällen würden. Am Ende des Tages hat sich der Einsatz jedoch absolut gelohnt.
Rückblickend wurden erfolgreich eine große Anzahl an sozialen Projekten umgesetzt. Angefangen mit dem gemeinsam realisierten „Bike to school program“ mit UNICEF Ghana, welches150 Bambusfahrräder an Kinder aus ländlichen Regionen vergeben konnte, um deren Weg zur Schule zu erleichtern. Seit Anfang 2015 konnten wir bereits über 250 Schulstipendien gemeinsam mit dem Yonso Project finanzieren. Die Stipendien gehen vor allem an Kinder, die ohne unser „Schul-Starter-Set“schlicht nicht die Möglichkeit gehabt hätten zur Schule zu gehen.

Im Herbst 2019 war es dann soweit. Die Yonso Project Modell School konnte eröffnet werden.Das Schulangebot kam bei den Eltern so gut an, dass statt geplanten 100 Kinder über 200 angemeldet wurden. Mittlerweile ermöglicht die Schule über 215 Schüler*innen einen Zugang zu hochwertiger Bildung. Konkret zu sehen, wie vielen Kindern wir dadurch eine Chance auf Bildung und somit auch auf eine bessere Zukunft ermöglicht haben, erfüllt uns mit Stolz.
„Einzelmaßnahmen können hilfreich sein, aber sie sind oft zeitlich begrenzt oder an bestimmte Bedingungen geknüpft. Den Bau und Betrieb einer Schule zu unterstützen ist aus unserer Sicht besonders sinnvoll und schenkt den Kindern in Ghana eine langfristige Perspektive.“– Maximilian Schay, Gründer und Geschäftsführer my Boo.
Damit sichergestellt wird, dass die Schule eine erfolgreiche Zukunft vor sich hat, werden mit Hilfe des Vereins my Boo Ghana School e.V.weiterhin Spenden gesammelt. Die Schule kann ihre laufenden Kosten zwar selbst decken, aber die Kinder aus den weiter entfernten Communities können den langen Schulweg nicht allein bewältigen. Somit ist unsere nächste Mission sicherzustellen, dass alle Kinder, der Yonso Project Modell School, sicher zur Schule kommen. Über betterplace.org werden zurzeit Spenden für kleine Bambusfahrräder und einen Schulbus gesammelt. Einen kleinen Teil des Bedarfs konnten wir über den Verein bereits finanzieren, doch unser Ziel ist noch nicht erreicht. Es fehlen noch eine Bibliothek, um weitere Lehrmaterialien für den Unterricht zu stellen, sowie ein Computerraum. Kompetenz in digitalen Medien ist auch für Kinder in Ghana besonders wichtig, da sie zu Hause keine entsprechenden Zugänge haben.
„Wirtschaftlicher Erfolg und ökologische & soziale
Verantwortung schließen sich nicht aus!“
Unser Wunsch ist in Zukunft, dass man als Social-Business nicht mehr die Ausnahme ist. Für uns hat sich bestätigt, dass wirtschaftlicher Erfolg und ökologische sowie soziale Verantwortung sich nicht gegenseitig ausschließen. Mit Hilfe unserer Vision soziales Engagement, ein innovatives Produkt und nachhaltiges Wirtschaften miteinander in Einklang zu bringen, haben wir bereits Großes erreicht. In Ghana sorgen wir für 40 faire Arbeitsplätze in der Rahmenmanufaktur sowie 26 Arbeitsplätze in der Schule.
Wir wollen zeigen, welche Grundwerte ein modernes, zukunftsorientiertes Unternehmen haben sollte. Schlussendlich glauben wir fest daran, dass, wer zukünftig ein erfolgreiches Unternehmen führen will, sich mit sozialer Verantwortung auseinander setzten muss.
Über die Gastautoren
Das Social-Business my Boo aus Kiel fertigt seit 2012 faire und nachhaltige Fahrräder mit einem Rahmen aus Bambus. Hergestellt werden die hochwertigen und stabilen Rahmen gemeinsam mit dem „Yonso Project“, einem sozialen Projekt in Ghana. Dabei arbeitet my Boo auf Augenhöhe mit ihrem Partner zusammen und schafft berufliche Perspektiven für Menschen in Zentralghana. Aktuell sind über 40 fair bezahlte Arbeitnehmer*innen in ihrer Rahmenmanufaktur beschäftigt. Die in Ghana erzielten Erlöse fließen direkt in Bildungsprojekte, wie zum Beispiel in die eigene „Yonso Project Modell School“.