Kleidung, die zu 100% nachverfolgbar ist, bei deren Kauf man ein gutes Gewissen behalten kann und zusätzlich auch noch etwas gutes für Menschen in Not tut. Das klingt doch fast zu schön um wahr zu sein.
Oliver M. Schmieder, Gründer von „Ethicted„, hat genau das ins Leben gerufen. Ein tolles Business, ein toller Mensch!
Viel Spaß beim Lesen des Interviews!
Schon immer war ich sehr unternehmerisch veranlagt. Der Wunsch, meine Arbeitskraft vorwiegend auf das Gemeinwohl zu fokussieren hat sich vor einigen Jahren entwickelt. Ich habe damals in Wien gelebt und in der Nähe der „Gruft“ gewohnt, einer sozialen Einrichtung der österreichischen Caritas, in der Wohnungslose (über)lebenswichtige Unterstützung erfahren. Mir wurde schnell klar, dass es dort definitiv noch andere Wege abseits des NGO Fundraisings geben muss, mit welchen man diese Menschen supporten kann.
Mir ging es damals wie heute darum, Menschen, die aus welchen Gründen auch immer, den Anschluss an unsere Gesellschaft verloren haben, ein menschenwürdigeres Leben zu ermöglichen. Mit einem sozialen Geschäftsmodell, dass für dich und mich quasi nebenbei funktioniert: Ich kaufe mir ein Kleidungsstück, das ich sowieso brauche und ein Mensch in Not erhält automatisch auch ein dringend benötigtes Kleidungsstück. Da die Kleiderkammern mit T-Shirts und Pullis überquellen, Unterwäsche jedoch Mangelware ist, spenden wir dringend benötigte Unterwäsche – im Sommer bequeme und lange haltbare Shorts & Panties, im Winter lange Funktionswäsche, die den Körper in den langen Nächten auf der Straße warm halten.
Neben der Lieferantensuche, die bei uns glücklicherweise recht schnell mit zwei Partnern in Baden- Württemberg und der Schweiz geklappt hat, ist bis heute eine der größten Herausforderungen die Kommunikation. Das „1+1 Prinzip“ ist den Konsumenten noch nicht geläufig. Überraschend viele sind der Ansicht, sie würden zwei Unterhosen bezahlen, aber nur eine erhalten. Das stimmt nur indirekt. Unsere Angebote sind so kalkuliert, dass man für die Qualität bezahlt, die man letztendlich auch erhält. Wir verwenden Bio-Baumwolle nach dem weltweit höchsten Bio-Baumwoll-Standard (bioRe sustainable cotton) und garantieren wirklich faire Arbeitsbedingungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Die Produkte sind hautfreundlich und ökologisch, ja, sogar CO2-neutral Dank der Kompensationsarbeit vor Ort in Tansania und Indien. Die Spende produzieren wir nicht selbst, sondern kaufen sie aus vorhandenen Überproduktionen der Branche auf. So erhältst Du bei uns einen Slip aus Bio-Baumwolle für 19.99 Euro und ein Obdachloser zugleich gratis eine lange Funktionsunterhose, die im regulären Verkauf für mehr als 25 Euro über die Ladentheke gegangen wäre. Aber pack das alles mal in einen prägnanten Werbesatz!
In der Anfangsphase ging es ziemlich drunter und drüber, da habe ich mir teilweise echt zu viel zugemutet. Deswegen starte ich inzwischen gegen halb neun nach einem leichten Frühstück ins Büro und verbringe dort meistens einen regulären Arbeitstag bis 17 Uhr. Ich mische momentan noch fast überall mit: im Lager, dem Atelier, im Online Marketing und bei den Finanzen. Langweilig wird mir dabei nicht und es braucht eine hohe Form der Organisation, alles unter einen Hut zu bringen. Pausen sind dabei sehr wichtig, weswegen ich für die Mittagszeit meinen Arbeitsplatz meistens verlasse. Ist der Arbeitstag dann wie geplant vorüber, nehme ich mir die Zeit und laufe die fünf Tram Stationen nach Hause. Das hilft beim Abschalten, bevor ich zu Hause in der Patchwork Family den Herd anschmeiße und irgendwann später Ko aber super zufrieden mit meiner Freundin Serien junke.
Man sollte mit Menschen sprechen können und auch wollen. Damit meine ich nicht unbedingt ein extrovertiertes Auftreten und schon gar nicht 20 Instagram Stories am Tag. Das kann ich selbst überhaupt nicht. Aber man sollte regelmäßig in den Dialog gehen, mit Partnern, Kunden, Mitarbeitern und eigentlich jedem, der Lust auf ein konstruktives Gespräch hat.
Puuuh, das ist schwierig. Ich denke, es ist super wichtig sich selbst und seine Arbeit ständig aufs Neue zu hinterfragen. Bleibst Du Deinen Prinzipien treu? Gehst Du in Deiner Arbeit auf? Macht Deine Arbeit Dich glücklich? Denn nur so kann gewährleistet werden, dass täglich Höchstleistungen abgerufen werden können. Sobald der Job Dir über einen mittleren Zeitraum weniger Energie zurückgibt, als Du hineinsteckst, sollte über Konsequenzen nachgedacht werden.
Ich denke unglaublich gerne und produktiv morgens unter der Dusche nach. Der Kopf ist frei, absolut nichts lenkt ab. Auch das Gefühl, mit einer Entscheidung voran gekommen zu sein, hat etwas Reinigendes. So starte ich dann voller Motivation in den neuen Tag.
Wir verkaufen Unterwäsche.
Die Themen Transparenz und Fairness werden innerhalb meiner Branche immer mehr zu werbewirksamen Schlagworten. Leider arbeitet nicht jeder, der sich diese Worte auf die Fahne schreibt auch wirklich danach. Gerade im B2B Bereich, also bei den Unternehmen untereinander, sind weiterhin viel zu viele von einem gemeinsamen Miteinander deutlich weiter entfernt, als sie es vielleicht zugeben möchten. Dabei kann man gemeinsam doch viel mehr erreichen!
Die Antwort auf diese Frage bringt wahrscheinlich niemandem etwas, aber: Ja, ich würde vieles anders machen. Nicht, weil ich falsche Entscheidungen getroffen habe. Aber mit dem heutigen Wissenstand hätte ich in der Vergangenheit sicherlich noch bessere Entscheidungen treffen können. Das liegt in der Natur der Sache – nachher ist man immer schlauer. Bereuen tue ich jedoch keine Entscheidung.
Wasser erst salzen, wenn es kocht.
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1 Kommentar
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