„Passivhaus“ ist heutzutage allen ein Begriff. Vor einigen Jahren war das aber noch nicht so und auch heute werden neue Häuser nicht zwingend in diesem ökologischen Stil gebaut.
Günter Jedliczka hat die OeAD Wohnraumverwaltung aufgebaut und bereits zu Beginn den Entschluss gefasst: Wenn schon bauen, dann nachhaltig und ökologisch. Wie ginge das besser als mit einer Verbindung zur Bildung und Internationalität.
Er selbst ist nie gestresst, sagt er. Was sein Geheimnis ist und wie aus der Idee ökologisch zu bauen eine erfolgreiche Sommeruniversität geworden ist erfahrt ihr hier, in diesem Green Business Interview.
Viel Spaß beim Lesen!
Wie und wann kamst du zur Idee ein eigenes Unternehmen zu gründen?
Ich bin 1995 zu dem Unternehmen ÖAD Wohnraumverwaltung dazu gekommen, aber da waren wir noch sehr klein. In dieser Zeit haben wir 13 Gästehäuser/Studentenheime für international Studierende und Gastprofessoren errichtet. Davon wurden bereits 8 im Passivhausstandard gebaut, worunter auch das erste Passivhaus-Studentenheim in Wien war.
Wir haben uns damit dem ökologischen Bauen verschrieben und unsere Partner haben hier natürlich sehr viel Knowhow. Um dieses Wissen zu nutzen, ist die Idee zur Sommeruniversität entstanden. Genau diese, die „Green Building Solutions“, fand heuer nun schon zum 9. Mal statt.
Ich selbst habe Wirtschaft studiert und interessiere mich für die Thematik: Wirtschaft & Umweltschutz. Wie es derzeit ist, so kann es nicht weitergehen! Deshalb habe ich mir gedacht, wir machen auch eine Sommeruniversität zum Thema Wirtschaft & Geldsysteme.
Ich selbst war bei dieser in allen 6 Jahren so gut wie bei allen Vorträgen dabei und habe selber sehr viel dazu gelernt und zusätzlich auch viel weiterführende Literatur gelesen.
Den wirklich großen und entscheidenden Hebel sehe ich jedoch genau bei dem Geld- und Finanzsystem.
Was war damals deine Motivation und Vision?
Nun ja, bei den von uns errichteten ökologischen Häusern war es so, dass ich ein Buch übers Passivhaus gelesen habe, welches mich einfach sehr angesprochen hat. Da beschloss ich etwas in diesem Baustil zu errichten. Seitdem sind Passivhäuser unser Mindeststandard, wobei wir Richtung „Nullenergie“ und „Energie Plus“ gehen. Das heißt, wir achten darauf, dass der Energiebedarf möglichst sinkt und wir selbst aber auch Energie mit z.B. Photovoltaik erzeugen. Das funktioniert sehr gut und auch die Studenten sind davon begeistert. Genauso wie wir von den Energierechnungen, die stets sehr „positiv“ sind.
Die Sommerunis laufen auch sehr gut. Wir finden es super, dass ca. 110 Studenten die Idee mit hinaus in die Welt nehmen. Allerdings glauben wir, dass noch viel mehr Leute damit in Berührung kommen sollten. Deshalb ist unsere Idee, dass auch andere Unis in anderen Städten das Konzept übernehmen.
Für nächstes Jahr werden wir auch Greta Thunberg als Teilnehmerin einladen. Das wäre natürlich ein toller Multiplikatoreffekt, um die Idee noch zu vielen Menschen mehr zu transportieren.
Gab es anfängliche Herausforderungen?
Nicht wirklich muss ich sagen. Wir haben bereits beim ersten Passivhaus einen Bauträger gefunden, welcher voll dahinter stand. Die Architekten waren super, die Planer waren super, die Baufirma war dahinter… es haben alle an einem Strang gezogen und deshalb hat das gut funktioniert. Es gab hier keine große Überzeugungsarbeit zu leisten. Wir wollten ein Passivhaus und haben wirklich gut passende Partner gefunden, die das mit uns wagen wollten.
Wobei, wo ist denn da das Wagnis? Vor 50 Jahren war der Mensch am Mond, da ist es doch kein Problem ein ökologisches Haus zu bauen. Man braucht natürlich ein gewisses Knowhow, aber eigentlich ist es nicht kompliziert.
Wie sieht heute ein typischer Tag in deinem Leben aus?
Das ist zum Teil sehr unterschiedlich. Es gibt die Standard-Büroarbeit, bei der ich mir als Geschäftsführer die Kostenrechnung, die Heimauslastung oder anderes anstehendes ansehe. Zum anderen gibt es natürlich die Planung der Sommerunis oder der neuen Projekte für neue Gebäude. Sehr viel davon ist Koordinationsarbeit, da wir ja in vielen Ländern präsent sind und in Kontakt mit den Unis und Fachhochschulen stehen. Es ist also sehr vielschichtig und ein Job, mit dessen Inhalten ich mich einfach identifizieren kann.
Wir bringen im Jahr ca. 10.000-12.000 Studierende unter. Ich bin mir sicher, der Großteil schätz das sehr, denn wer in Österreich studieren will, weiß, dass er/sie durch uns auch einen Platz zum wohnen bekommt – zu einem sehr günstigen Preis, wie ich meine.
Meine Freizeit fülle ich mit viel Sport wie Fußball, Ski Fahren oder Tennis spielen.
Was sind die wichtigsten Fähigkeiten und Qualitäten um in deiner
Branche erfolgreich zu sein?
Ich glaube als Non-Profit Organisation hat man andere Ziele als manch anderer. Es ist sehr angenehm, dass ich für keine Investoren irgendeine Rendite erzielen muss. Das heißt natürlich, dass wir trotzdem sehr gut wirtschaften und gut planen müssen, sodass sich am Jahresende die „schwarze Null“ ausgeht.
Mir war es immer wichtig einen Beruf zu haben, bei dem ich für die Allgemeinheit etwas tun kann.
Hast du ein Erfolgsgeheimnis?
Ich glaube es ist wichtig offen und ehrlich zu den Partnern zu sein, denn das wird auch immer sehr geschätzt. Natürlich ist es auch sehr wichtig besonders serviceorientiert zu sein und sich darüber Gedanken zu machen was die Studierenden denn eigentlich wollen.
Wie verdienst du/dein Unternehmen Geld?
Also wir haben natürlich unsere Kosten, z.B. fürs Personal. Wir sind nie Eigentümer der Häuser. Wir müssen dort Miete und Strom bezahlen. Deswegen kalkulieren wir den Heimpreis so, dass sich das am Jahresende schön ausgeht. Das ist ca. ein Gewinn von 10.000€ wobei der Umsatz bei 6 – 10 Millionen liegt.
Gibt es etwas, dass du an deiner Branche verbesserungswürdig findest?
In Österreich sind wir im Bereich der Studentenwohnungen, so wie generell, eine Insel der Seligen. Es gibt genug Studentenwohnheime in einer guten Qualität zu einem günstigen Preis. Es zieht mittlerweile auch ein paar Private auf den Markt. Wir sehen das jedoch recht unproblematisch – wir machen weiterhin unsere „Hausaufgaben“.
Der Vorteil gegenüber anderen Ländern ist, dass es in Österreich keinen Nachfrageüberhang gibt. Es ist sich bisher also immer gut ausgegangen und das ist für den Hochschulstandort Österreich natürlich auch ganz wichtig. In anderen Ländern ist das schon auch oft ganz anders.
Die Sommeruniversitäten haben sich daraus ergeben, dass uns auch eine gute Auslastung in den Sommermonaten wichtig ist. Beide Sommeruniversitäten haben mittlerweile eine Eigendynamik entwickelt und werden sehr gut aufgenommen, denn unseres Wissens gibt es so etwas in der Art sonst noch nirgends. Das darf sich in Zukunft allerdings sehr gerne ändern!
Wenn du noch einmal neu starten könntest, würdest du etwas anders machen?
Eigentlich nicht.
Was ratest du anderen für ihr Leben und ihren Werdegang?
Ich hatte das Glück ein tolles Elternhaus und eine super Kindheit zu haben. Da startet man natürlich ganz anders ins Leben als manch andere. Allerdings waren es auch verschiedene Bücher, die mich sehr beeinflusst haben. Z.B. „Haben oder Sein“, welches auch ein sehr gutes Beispiel für die Sommeruni ist, oder „Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn“ von Viktor Frankl. Bücher haben mir immer sehr viel Inspiration gegeben. Nach dem Buch „Club of Rome“ habe ich mir auch überlegt, was man als Einzelner für die Gesellschaft tun kann.