Menschen sauberes Trinkwasser bieten und Plastikmüll verhindern – grob zusammengefasst ist das die Mission von soulbottles.
Für viele ist der Zugang zu sauberem Trinkwasser ganz normal. Doch für unglaublich viele Menschen ist das keine Selbstverständlichkeit. Mit dem Verkauf von soulbottles werden deshalb Trinkwasserprojekte unterstützt und auf dieses Thema aufmerksam gemacht. Zudem wird damit ein Zeichen gegen die Plastikverschmutzung gesetzt, was gut für unsere Umwelt und unseren Körper ist.
Ein wahres Green Business & deshalb freuen wir uns sehr euch ein Interview mit Paul Kupfer, einem der beiden Gründer von soulbottles, vorzustellen.
Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen!
Wie und wann kamst du zur Idee ein eigenes Unternehmen zu gründen?
Entstanden ist die Idee vor ungefähr 10 Jahren. Ich lebte damals noch mit Georg in Wien und wir sahen den Film “Plastic Planet”. Von da an war uns klar, dass wir keine Plastikflaschen mehr verwenden wollen. Zuerst haben wir dann einfach leere Wein- oder Wodkaflaschen mit Leitungswasser aufgefüllt und hatten die immer dabei. Davon haben sich aber nur wenige Menschen überzeugen lassen. Da hatte Georg die Idee, ob man nicht Designs auf die Flaschen bringen könnte. Irgendwie haben wir dann rausgefunden, wie man auf Glas drucken kann – und mit coolen Designs auf den Flaschen, haben sich schon mehr davon überzeugen lassen, Glasflaschen statt Plastikflaschen zu nutzen. Anfangs haben wir sie einfach an unsere Freunde verkauft.
Was war damals deine Motivation und Vision?
Ich hab zu der Zeit etwas sehr theoretisches studiert und hatte vor allem Spaß am Basteln und daran, an etwas physischem zu arbeiten. Als sich langsam ein richtiges Businessmodell daraus entwickelte, war uns klar, dass wir eine neue Art von Unternehmen aufbauen wollen. Es sollte eine Organisation sein, die Menschen zu Nachhaltigkeit motiviert und gleichzeitig diese Werte auch selbst lebt. Dazu gehört auch wie man im Unternehmen miteinander umgeht und welche Unternehmensstruktur man wählt. Wir arbeiten deswegen zum Beispiel holakratisch, jede*r Mitarbeiter*in besucht ein Seminar über Gewaltfreie Kommunikation und die Firma gehört den Mitarbeiter*innen selbst.
Unsere Vision war damals schon größenwahnsinnig und das Prinzip wollen wir auch auf weitere Bereiche ausweiten. Gerade sind wir hierfür die ersten Schritte gegangen: Wir haben ein Förderprogramm für Start-Ups gestartet, die sich mit nachhaltigen Lösungen für die Plastikkrise beschäftigen. Hier gibt es mehr Infos zu unserem soulincubator.
Die Motivation hat sich seitdem nicht wirklich geändert! Georg ist mittlerweile nicht mehr im Unternehmen, er macht jetzt Beratung zu alternativer Unternehmensführung. Ich hab immer noch die Vision viele verschiedene soul-Organisationen zu gründen und arbeite daher hauptsächlich in der Organisationsentwicklung von soulbottles.
Gab es anfängliche Herausforderungen?
Ja natürlich! Wir mussten uns gute sieben Jahre voll auf das Kerngeschäft konzentrieren, um wirtschaftlich nachhaltig agieren zu können. Wir haben uns dabei vielen Herausforderungen, aber auch uns selbst gestellt. Auf dem Weg konnten wir unser Produkt kontinuierlich verbessern, zum Beispiel haben wir heute noch besseres Glas mit einem höheren Recyclinganteil und leistungsfähigere Gummidichtungen, die Fair Rubber zertifiziert sind.
Für unsere neuen Stahlflaschen haben wir ein riesiges Projekt gestartet, um die Arbeitsbedingungen in der Fabrik in China, wo die Flaschen produziert werden, zu verbessern. Wir würde gerne unsere Werte und eine wertschätzende Art zu Arbeiten bei allen involvierten Produzent*innen und Lieferant*innen sehen.
Wie sieht heute ein typischer Tag in deinem Leben aus?
Ich arbeite drei bis vier Tage die Woche bei soulbottles. Da gebe ich zum Beispiel intern Workshops zum Thema Selbstorganisation und wie man ein unternehmerisches Mindset am Arbeitsplatz umsetzen kann. Ansonsten arbeite ich viel an neuen Konzepten oder Produkten, die dabei helfen, die Welt nachhaltiger zu gestalten.
Was sind die wichtigsten Fähigkeiten und Qualitäten um in deiner
Branche erfolgreich zu sein?
Ich glaube das regelmäßige Reflektieren des eigenen Handelns hilft sehr, um aus Fehlern zu lernen. Aber auch dabei mit eigenen Mustern entspannter umzugehen und sich selbst nicht so viel Druck zu machen. Da hat mir auch Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg viel geholfen.
Und ich glaube, dass man manchmal ein bisschen Naivität oder Verrücktheit mitbringen muss. Nur dann kann man wirklich groß denken und sich an Sachen ran trauen.
Gleichzeitig sollte man aber auch nicht zu selbstverliebt sein und dazu bereit sein, seine eigene Ideen wieder zu verwerfen, wenn sie nicht funktionieren.
Hast du ein Erfolgsgeheimnis?
Nein, ein Geheimnis habe ich definitiv nicht, aber eine Gewohnheit, die ich mir über die Jahre angewöhnt habe: Bei großen Vorhaben konzentriere ich mich immer auf den nächsten Schritt. Das hilft vor großen Projekten, Herausforderungen und Problemen nicht so viel Angst zu haben.
Wie verdienst du/dein Unternehmen Geld?
Soulbottles ist ein Purpose Unternehmen, d.h. wir schütten die Gewinne nicht aus, sondern investieren sie in unsere Unternehmensvision oder spenden sie. Letztes Jahr haben wir ca 4,5 Millionen Euro Umsatz gemacht. Davon haben wir über 300.000€ für Trinkwasserprojekte gespendet.
Gibt es etwas, dass du an deiner Branche verbesserungswürdig findest?
Ja gerade im Bereich Plastikvermeidung gibt es leider noch super viele Wissenslücken. Nicht immer ist die auf den ersten Blick nachhaltigere Lösungen wirklich umweltschonend. Bioplastik ist nicht immer wirklich kompostierbar oder nur in sehr großen Anlagen.
Papier und Karton sieht zwar voll öko aus, ist aber häufig beschichtet. Ich erwarte da sowohl von Start-Ups als auch von großen Konzernen mehr kritische Selbstbetrachtung, wirkungsvolle Maßnahmen und weniger Greenwashing.
Wenn du noch einmal neu starten könntest, würdest du etwas anders machen?
Grundsätzlich würde ich das meiste schon sehr ähnlich machen. Es gibt natürlich ein paar Erkenntnisse, durch die man sich teures Lehrgeld gespart hätte oder echt peinliche Fuckups. Zum Beispiel haben ich mal durch meine eigene Photoshop-Inkompetenz unser Logo schräg platziert und es dann auf tausende Flyern und Broschüren gedruckt. Geld um es nochmal neu zu drucken, hatten wir nicht.
Was rätst du anderen für ihr Leben und ihren Werdegang?
Ich hab sehr lange an dem Glaubenssatz geknabbert, dass ich nur etwas wert bin wenn ich viel leiste. Das hat mich natürlich angetrieben, aber auch oft unglücklich gemacht.
Dieses Verhalten hab ich in “meiner Generation” oft beobachtet, aber auch bei Menschen, die jünger als ich sind. Ich glaube für ein wirklich erfülltes Leben ist es aber hinderlich. Der Wert eines Menschen hängt nicht daran, wie viel er oder sie schafft. Wir sind alle gleich viel wert.