Was sind überhaupt Geldsysteme und warum sind sie auch im Zusammenhang
mit der Klimakrise wichtig?
Wir haben Mag. Günther Jedliczka , Geschäftsführer der OeAD Wohnraumverwaltung und Gründer der Summerschool „Alternative Economic and Monetary Systems“ drei Fragen zu diesem Thema gestellt.
Aber zunächst: Wo liegt denn überhaupt das Problem mit unserem Geldsystem? Was hat das mit der Klimakrise zu tun? Wie können wir alle zu einer Verbesserung beitragen? Das sind die Fragen auf die wir dringend Antworten brauchten!
Also, los gehts und schreibt uns in die Kommentare:
Wie seht ihr das? Waren euch die Zusammenhänge bewusst
& am wichtigsten: Welches is euer Lieblings Zitat?
Viel Spaß beim Lesen dieses Beitrags!
Wie sieht die derzeitige Situation aus?
Was sind Geldsysteme, in welchem befinden wir uns und welche gesellschaftlichen, wirtschaftlichen Probleme gibt es?
Unser derzeitiges Geldsystem kurz und bündig zu erklären ist fast unmöglich. Ich werde es trotzdem versuchen und mich auf das meiner Meinung nach Wesentliche konzentrieren. Interessierte können dann zu den Schlagwörtern in Büchern oder auch im Internet enorm viel an Informationen finden. Zur Zeit werden zirka 10% des Geldes von der Notenbank geschöpft und 90% von Privatbanken (Giralgeld), damit haben sich die Nationalstaaten ihr Geldmonopol aus der Hand nehmen lassen und haben quasi keinen wirklichen Einfluss auf den Geldbestand ihrer jeweiligen Volkswirtschaft, was wiederum in „Boomzeiten“ zu „Blasen“ führt (Immobilien, Aktienmarkt), in einer Rezession zu einer Kreditverknappung. Anstatt, dass sich Nationalstatten in der Vergangenheit zu 0%-Zinsen bei der Nationalbank verschulden hätten können, mussten sie dies bei Privatbanken tun, die dieses Geld, quasi aus dem Nichts schöpfen konnten. Ein Großteil der heutigen Schulden (bis zu 97%) der meisten Staaten setzt sich aus Zins und Zinseszins zusammen, was völlig absurd ist und nur den Privatbanken etwas bringt.
Eine echte Alternative wäre Vollgeld, der englische Terminus hierzu ist „positive money“ oder „sovereign money“. Mit dieser Idee wären fast alle Probleme unseres derzeitigen Geld- und Finanzsystems gelöst und es wären enorme Summen an „positivem“ Geld für Bildung und den Kampf gegen die Klimakrise vorhanden.
Was hat Geld mit der Klimakrise zu tun?
Sehr viel, denn in einem oben beschriebenen Geldsystem wäre eben dieses Geld „plötzlich“ da und könnte im Kampf gegen die Klimakrise sinnvoll genutzt werden. Außerdem wären die Staaten nicht mehr gezwungen dem Wachstumsfetischismus zu frönen, ein Nullwachstum wäre dann auch kein Problem mehr. Auf einem begrenzten Planeten linear oder -noch schlimmer- exponentiell zu wachsen, zeigt leider, dass viele Entscheidungsträger die Grundprinzipien der Naturwissenschaften einfach nicht verstehen beziehungsweise verstanden haben.
Wie sieht die Lösung aus und was kann jede/r dazu beitragen?
Vollgeld wäre eine der wichtigsten Lösungen im Bereich des Geld- und Finanzsystems. Auch die Gemeinwohlökonomie, die den Menschen und die Umwelt in den Mittelpunkt stellt („Geht es dem Menschen gut, geht es der Wirtschaft gut.“) ist eine weitere tolle Alternative. Allerdings brauchen wir Lösungen in einer Vielzahl von Bereichen. Diese umfassen beispielsweise eine radikale Dekarbonisierung bis 2030 (u.a. Co2-Steuer, Kerosinsteuer), einen sinnvollen Konsum, Aufforstung und nicht das Gegenteil, viel weniger Fleischkonsum und keine Massentierhaltung, ökologische, nachhaltige Landwirtschaft, erneuerbare Energien (PV, Wind, Wasser) etc. Jeder einzelne Mensch kann in seinem Bereich aktiv werden und versuchen selbst positives Vorbild zu sein und dabei andere Personen nicht zu missionieren sondern zu informieren beziehungsweise inhaltlich zu überzeugen.
Über den Gastautor
Günther Jedliczka ist Geschäftsführer des OeAD-Housing Office (derzeit der größte Anbieter von energieeffizienten Wohnheimen in Österreich). Um Wissen über Nachhaltigkeitsthemen zu verbreiten und den internationalen Austausch in der Bildung zu fördern, initiierte er zwei akademische Programme mit den Schwerpunkten Ökologie, Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung.
Seit 2011 haben mehr als 600 internationale Studierende die beiden akademischen Programme absolviert. Sie haben studiert, diskutiert, Freundschaften geschlossen und den Grundstein für ein globalen Wissensaustausch zwischen den Kulturen gelegt.